Die Gattung der Neuweltkameliden gehört zur Familie der Kamele. Darunter zusammengefasst werden die Wildtierformen Guanako und Vikunja, sowie die Haustierformen Lama und Alpaka.
Sie gehören zu den ältesten Haustierrassen und versorgten schon die Indios mit Fleisch, Leder, Wolle und Fellen. Aufgrund von Knochenfunden geht man davon aus, dass die Indios die Guanakos bereits vor ungefähr 7'000 Jahren domestiziert hatten.
Schon früh waren sich die Forscher darüber einig, dass das Lama vom Guanako abstammt, über die Vorfahren der Alpakas hingegen herrschte lange Zeit Uneinigkeit. Erst Mitte der 1990er Jahre wurde schliesslich mittels umfangreicher DNA-Tests festgestellt, dass das Alpaka tatsächlich vom Vikunja abstammt.
Guanako
Vikunja
Alpaka
Lama
Neuweltkameliden sind Herdentiere und dürfen auf keinen Fall allein gehalten werden. Sie können über 20 Jahre alt werden, sind ab ca. 18 Monaten geschlechtsreif und können unter einander gekreuzt werden.
Eine Stute bekommt in der Regel nur ein Junges (bei Alpakas „Cria“ genannt) auf einmal und die Tragzeit beträgt rund 11.5 Monate. Was das Futter anbelangt, sind Neuweltkameliden gute Futterverwerter, weshalb sie nicht mehr Gras und Heu fressen als Schafe.
Sie kauen ihre Nahrung wieder, besitzen aber im Gegensatz zu „echten“ Wiederkäuern nur einen dreiteiligen Magen. Neben Gras und Heu brauchen sie natürlich auch frisches Wasser, speziell für ihre Bedürfnisse abgestimmtes Mineralsalz und je nachdem etwas Kraftfutter.
Das Lama ist ja bereits bekannt für seine berühmt-berüchtigte „Spuck-Lust“, aber tatsächlich tun das auch alle anderen Neuweltkameliden!
Das Spucken ist vor allem eine Ausdrucksform der Rangordnung innerhalb der Herde. Es kann zwar durchaus sein, dass ein Tier auch mal gezielt nach einem Menschen spuckt, bspw. wenn es bedrängt oder geärgert wird. Das ist aber eher selten der Fall.
Vor allem als Wolllieferant gezüchtet, besitzt das Alpaka ein sehr feines Haarkleid, das hauptsächlich zu hochwertigen Textilien verarbeitet wird. Pro Schur/Tier fallen ungefähr 3-5 kg Fasern an, die anschliessend verlesen (Grannen-Haare etc. entfernt), gewaschen, gekardet, gesponnen und schliesslich zu Strickwaren oder gewobenen Stoffen weiterverarbeitet werden.
Alpakas laufen auf jeweils zwei mit Klauen ausgestatteten Lederballen, weshalb sie kaum Trittschäden verursachen. Diese Klauen sollten alle 2-3 Monate (das hängt vom jeweiligen Tier und/oder der Art des Bodens zwecks Abnutzung ab) kontrolliert und bei Bedarf geschnitten werden. Da Alpakas zudem das Gras abbeissen und nicht ausrupfen, wird die Grasnarbe kaum verletzt.
Das Huacaya weist ein dichtes, fülliges, aber etwas gröberes Vlies auf, als das Suri, dessen Fasern zudem einen Drall aufweisen und wie Locken am Tier herunterhängen. Sind die Tiere frisch geschoren, muss man allerdings schon etwas genauer hinsehen, um zu erkennen, welche Alpaka-Art man tatsächlich vor sich hat.
Suri-Alpakas sind seltener als Huacayas. Ihr Anteil an der weltweiten Alpaka-Population macht nur ca. 10% aus. Bei den Inkas war der Besitz der seltenen Suris übrigens ausschliesslich den Herrschern vorbehalten. Die Huacayas wiederum sind nicht zuletzt auch wegen ihres "teddybärhaften" Aussehens gerade auch als "Hobby-Tier" sehr beliebt.
Die Schulterhöhe eines Alpakas liegt unter einem Meter. Das durchschnittliche Gewicht von ausgewachsenen Stuten liegt bei ca. 45-55 kg. Ausgewachsene Hengste wie bspw. unser Sapay können durchaus ein Gewicht von bis zu 95 kg erreichen. Die Ohren sind – im Gegensatz zu denen eines Lamas – speerförmig gerade und sein Schädel eher kurz. Kopf und Beine sind stark behaart.
Zucht / Wolle / Wanderbegleiter / Shows / Landschaftspfleger / Tiergestützte Therapien
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Alpaka- und/oder Lama-Züchter gibt es in der Schweiz erstaunlich viele, aber - wie allgemein beim Handel mit Tieren üblich - lohnt es sich auf jeden Fall genauer hinzusehen. Seriöse Züchter brauchen nämlich nichts zu verstecken und geben gerne Auskunft. Auch wenn man Tiere aus zweiter Hand "übernehmen" möchte, spricht natürlich nichts dagegen. Allerdings sollte man dabei unbedingt darauf achten, dass man auch hier genügend Informationen (Alter, Gesundheitszustand & Medikationen, Kontaktdaten des ursprünglichen Züchters etc.) erhält - das erspart so manche komischen Überraschungen...
Gilt es dann Ernst, ist es (den Tieren und ihrem künftigen Besitzer zuliebe) wichtig, den vom BLV akkreditierten Kurs "Sachkundenachweis Neuweltkameliden" zu absolvieren - und zwar bevor die Tiere ins neue Daheim einziehen. Dieser Kurs ist übrigens gemäss neuester Tierschutzverordnung inzwischen für alle HalterInnen von Neuweltkameliden Pflicht. Manche Züchter sind berechtigt, diese Kurse ebenfalls durchzuführen.
Wer zu seinen Tieren ein gutes Verhältnis haben, deren Wesen verstehen und sie dann auch entsprechend OHNE "Wrestling"-Einlagen händeln und trainieren möchte (was ja eigentlich auch jeder Tierbesitzer anstreben sollte!), dem seien Buch und Kurs CAMELIDynamics von Marty McGee Bennett wärmstens zu empfehlen! Weitere Infos gibt's direkt auf www.CAMELIDynamics.com.
Hier eine kleine, aus meinen eigenen Erfahrungen zusammengestellte Auswahl an seriösen und nützlichen Kontakt-Adressen:
(natürlich gibt's noch mehr...)
www.nwks.ch (Verband Neuweltkameliden Schweiz / Anlaufstelle für Infos, Herdebuchführung etc.)
www.caprovis.ch (Beratungs- und Gesundheitsdienst für Kleinwiederkäuer BGK)
www.trivet.ch (für dieses Tierärzte-Team sind Neuweltkameliden keine fremden "Exoten" mehr)
www.meinlama.ch (Markus Achermann, Ohmstal LU / Lama-Züchter, Scherservice, Kursanbieter, Lama-/Alpaka-Produkte)
www.alpaak.ch (Andi Rüedi, Ortschwaben BE / Alpaka-Züchter, Scherservice, Kursanbieter, Alpaka-Produkte)